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Eindrückliche Geschichten aus der Welt des Nordens
Gerne teile ich ein Erlebnis von den Meeren und Küsten von Norwegen mit. Simon Unternährer befindet sich zur Zeit in den Buchten und Fjords Norwegens. Er berichtet:
Bild von Robert Wittmer
Die letzten acht Monate war ich mit der TOPtoTOP Global Climate Expedition in Norwegen unterwegs. Als Volunteer habe ich mich bei allen Aufgaben beteiligt, die eben auf so einem Segelboot anstehen.
Dazu gehört die Navigation und das Segeln an Deck wie auch das Putzen und Kochen unter Deck.
Dario und Sabine Schwörer haben die Expedition vor 20 Jahren ins Leben gerufen, mit dem Ziel die höchsten Berge aller Kontinente (7 Summits) mit nichts als Segelwind und Muskelkraft zu erreichen. Exemplarisch wollten sie aufzeigen, dass grosse Ziele auch im Einklang mit der Natur erreichbar sind. Auf ihrem Weg haben sie regelmässig Schulen besucht, um die jungen Menschen sowohl für den Outdoor Sport wie auch für einen Nachhaltigen Umgang mit unserem Planeten zu inspirieren. Unter anderem wurden Aufräumaktionen jeder Art organisiert, Brachflächen aufgeforstet und nachhaltige Heiz- und Kühlsysteme umgesetzt. Gute Beispiele wurden stets ins Repertoire aufgenommen und mit einem Climate-Award ausgezeichnet. Geplant war das Unterfangen eigentlich nur für vier Jahre. Bergführer Dario wollte etwas für sein Office tun, das er zunehmend vor seinen Augen davonschmelzen sah. Seine Frau Sabine arbeitete damals als Pflegefachfrau aber zeigte sich von der Idee begeistert.
Aus den vier Jahren sind mittlerweile 20 geworden und das Projekt ist weit aus seinen Kinderschuhen herausgewachsen. Im Jahr 2020 zählt die Expedition 111.000 Seemeilen auf dem Schiff, 24.000 Kilometer auf dem Fahrrad und 500.000 Höhenmeter zu Fuss. Unterwegs nahmen rund 140'000 SchülerInnen in über 100 Ländern an den Präsentationen und Workshops teil und sammelten stolze 60 Tonnen Abfall. Mit 200 Volunteers aus 60 Ländern entwickelte sich auf dem Schiff „Pachamama" eine Globale Familie, die mit der Geburt von Salina (Chile, 2005), Andri (Chile, 2006), Noe (2009, Australien), Alegra (Singapur, 2011), Mia (Schweiz, 2015) und Vital (Island, 2017) als permanente Crew-Mitglieder erweitert wurde. Die Kinder, die die Weltmeere zu ihrer Kinderstube gemacht haben sind als Weltbürger im wahrsten Sinne des Wortes herangewachsen.
Durch die Ausbreitung der Pandemie konnten wir im Sommer 2020 nicht wie geplant zur North-East Passage von Norwegen nach Alaska ansetzen und alle Schulbesuche mussten vorläufig abgesagt werden. Stattdessen entschieden wir uns, in den Hohen Norden nach Spitzbergen zu segeln und für zwei Forschungseinrichtungen Wasserproben zu nehmen. Die ETH Zürich stattete uns mit Material zur Erfassung von Umwelt DNA Spuren aus, die von Meeresorganismen in geringen Mengen abgegeben werden. Die Western Norwegian University of Applied Sciences interessierte sich vornehmlich für das Auftreten von Mikroplastik in der Arktis und gab uns ein sogenanntes Manta-Netz mit auf den Weg. Die Ergebnisse beider Messungen beweisen zwar noch keine Kausalzusammenhänge, zeigen aber Korrelationen zwischen dem Vorkommen gewisser Tierarten und dem Mikroplastikgehalt in ihrer Umgebung auf. Gemäss Meeresbiologin Meret Jucker, die uns auf unserem Trip begleitete, wurden bei 80% Prozent einiger arktischer Vogelarten bereits Plastik im Magen festgestellt.
Insgesamt waren wir vier Wochen in Svalbard unterwegs und erreichten dabei die äussersten Punkte des Archipels. Mit unserem Segelschiff sind wir ohne Eisbrecher bis auf 81.17 Grad Nord gelangt und konnten die Insel Nordostland als erstes Segelschiff überhaupt bereits im Juli umsegeln. Auch in der südlichen Insel „Hoppen“ erzählte uns die ansässigen Meteorologen, dass das Eis in den letzten Jahren stark zurückgegangen sei. Als sie vor 15 Jahren mit den Messungen angefangen hätten, sei das Wasser um die Insel bereits im Oktober zugefroren. In den letzten fünf Jahren hat sich dieses Ereignis auf den Dezember verlegt und in vergangenen Winter sogar auf Februar. Gleichzeitig taue im Juli mittlerweile 50 cm Permafrost auf, während der Wert vor 15 Jahren bei 5 Zentimetern lag.
Auch was den Plastik betrifft, mussten wir einige unschöne Entdeckungen machen. Selbst an abgelegenen Ständen im Norden von Svalbard haben sich immer wieder Haufen von Plastik gesammelt. Die Clean-Ups erschienen einem oft wie Sisyphusarbeit, konnte man sich doch tagelang ununterbrochen damit beschäftigen.
Nebst diesen weniger erfreulichen Anblicken, hatte Svalbard aber so einiges an atemberaubenden Natureindrücken zu bieten. Die mächtigen Gletscher ebneten uns den Weg zum höchsten Gipfel des Archipels wie eine Autobahn und nebst unzähligen Wahlen, Delphinen und Wahlrossen kreuzten auch einige Eisbären unseren Weg. Filmemacher Robert Wittmer hat uns dabei begleitet und einige Eindrücke festgehalten.
Bild von Robert Wittmer
Einen grossen Dank an Simon, dass wir sein Erlebnis teilen dürfen. Auch einen Dank an Dario & Sabine und Crew für ihr Engagement für unsere Welt. Einige Bildaufnahmen sind vom Filmemacher Robert Wittmer, vielen herzlichen Dank. Einen Film von ihm übers Projekt erwartet uns dann auch bald : )
Links:
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