Flavia Bienz sitzt auf dem Sofa

Interview mit Flavia Bienz - Textildesignerin der Ubomi Serie

Ein Gespräch mit der Textildesignerin Flavia Bienz. Gemeinsam haben wir die Ubomi Serie entwickelt. Flavia und ich haben es uns im Schwimmbad des Netzwerk Neubads in Luzern gemütlich gemacht und uns ausgetauscht.

Für jede Foulard Serie wähle ich ganz bewusst eine Designerin oder einen Designer aus, um in ein Thema einzutauchen. Jedes Foulard erzählt eine eigene Geschichte und schafft gleichzeitig eine Verbindung zwischen Südafrika und der Schweiz.

Viel Spass, Samuel

 

Worum geht es in der Ubomi Serie?

Flavia: Die Foulardserie Ubomi setzt sich mit dem Thema Wasser auseinander. So habe ich mich mit den Gewässern, die in Luzern präsent sind, beschäftigt. Ich bin viel spazieren gegangen und habe Orte am See und an der Reuss besucht, die ich selber gerne mag und auch von Luzerner:innen viel aufgesucht werden, wie zum Beispiel Richard Wagner oder Nordpol. Den Charakter des Ortes habe ich durch Beobachtungen versucht aufzunehmen und mit einer Formensprache und Farbe zu übersetzen.

 

Hast du einen kreativen Prozess, den du verfolgst?

Flavia: Am Anfang geht es stark um die Inspiration. Oft lasse ich mich von Büchern inspirieren oder suche nach Bilder, die mich an Vorstellungen, die in meinem Kopf rumschweben erinnern. Für die Ubomi Serie sind es die effektiven Orte, die mich inspiriert haben, mit all den Elementen, wie die Pflanzen, die da wachsend, die Struktur vom Wasser, die Steine die zu finden sind und die Atmosphäre, die vorherrscht. Am liebsten arbeite ich genau in diesem Prozess, in dieser sehr natürlichen Art und Weise. Zuerst die Inspiration suchen und dann einen Schritt weiter gehen. Mit Worten und ersten Skizzen herausfinden, wonach genau ich suche. Das analoge Gestalten mit verschiedenen Materialien und Werkzeugen gefällt mir sehr. Durch das Wechseln der Werkzeuge, lässt sich immer wieder etwas Neues entdecken. Ausprobieren, wie sich etwas mit Kohle, Bleistift oder Pinsel anfühlt. Durch diesen Prozess versuche ich mich vom Denken zu lösen und einfach zu machen. Das Ziel ist viel auszuprobieren. Das finde ich einen sehr schönen Teil des Ganzen.

 

Wie ist die Farbkombination entstanden?

Flavia: Die Farbauswahl habe ich in enger Zusammenarbeit mit BADI Culture abgestimmt. Welche Farben spiegeln die Gewässer von Luzern wider und stellen gleichzeitig die Verbindung zu Südafrika her? Wir haben gemeinsam die Farben ausgewählt und entschieden, dass die Foulards zweifarbig sein sollen. Die Auswahl an Farben ist grenzenlos, und wir hätten etwas Buntes machen können. Am Ende haben wir uns für etwas eher Reduziertes entschieden. Farben, die eine Verbindung zum Wasser, zur Erde, zum Gras, zur Sonne und zu all den Elementen, die mit diesen Orten verbunden sind, herstellen.

 

Was ist das Material und Herstellungsverfahren der Foulards?

Flavia: Bei den Foulards handelt es sich um Digitaldrucke auf Bio-Baumwolle. Das heisst, sie wurden in einer Druckerei in Italien hergestellt. Man sieht ganz fein eine Webstruktur, also das Raster des Gewebes und das ist ein zusätzliches Gestaltungselement für dieses schlichte Design der Foulard-Serie.

Die Mattheit des Materials ist eine schöne Kombination mit der Einfachheit und der grafischen Designsprache. Ich finde es ein sehr grafisches Design mit einer Grosszügigkeit und Schlichtheit.

 

Wie wichtig ist es für dich, analog zu arbeiten?

Flavia: Ich brauchte das Analoge. Für mich gehört es zum Entwicklungsprozess dazu. Ich kann nicht von Grund auf nur digital arbeiten. Ich weiss, es gäbe die Möglichkeit, nur digital zu arbeiten, aber mir würde die Haptik fehlen. Ich brauche das Material, den Bleistift, das Geräusch des Materials. Es stimuliert die Sinne. Ich schätze all diese Dinge beim Gestalten und ich finde den Übergang zum Digitalen wahnsinnig schön. Ich arbeite durchaus auch sehr gerne digital, aber dies immer in Kombination mit dem analogen Gestalten.

 

Wie gehst du mit dem digitalen Arbeiten um?

Flavia: Hmm, es gibt immer Zwischenschritte. Ich gehe relativ bald ins Digitale und schaue, wie sich die ersten Entwürfe entwickeln oder in welche Richtung es noch gehen könnte. Durch diese Zwischenschritte kann ich sehen, ob etwas fehlt und bringe es immer wieder zurück ins Analoge. Wie gesagt, ich binde es relativ früh ein, um so schon mal in die Designsprache einzutauchen, das Skizzierte weiterzuentwickeln und so meine Richtung zu finden.

 

Wann hast du deine Leidenschaft für das Entwerfen entdeckt?

Flavia: Ich habe den Vorkurs in Luzern besucht und danach meine Leidenschaft für Strukturen und Materialien entdeckt. Ich habe viel gezeichnet, und das war der Anfang meines gestalterischen Weges. Ich habe viele Flächen und Muster gestaltet, wie auch Atmosphäre in Zeichnungen umgesetzt. Dies sowohl für Textilien als auch für Räume (z.B. Tapeten). Nach meinem Bachelor in Textildesign habe ich angefangen, eigene Projekte zu machen und selbstständig zu arbeiten. Dann habe ich den Master gemacht, wo ich mich in ein offeneres Feld begeben habe. Meine Erfahrungen in Material und Textil konnte ich in Verbindung bringen mit gesellschaftsrelevante Themen. An der ZHdK habe ich den Master in Design gemacht, in der Fachrichtung «Trends und Identity». Dabei geht es um Trend- und Zukunftsforschung sowie gesellschaftskritische Themen. Dies ermöglichte mir eine neue Perspektive auf Kunst, Gesellschaft und Kultur zu gewinnen. Das hat mir neue Möglichkeiten in der Gestaltung eröffnet.

 

Wo bist du zu Hause und wo fühlst du dich wohl bei der Arbeit?

Flavia: Ich bin viel zwischen der Ostschweiz und Luzern unterwegs. In Luzern, beziehungsweise in Hochdorf, was etwas ausserhalb liegt, habe ich ein Atelier. Dort ist mein Safe Space und der Ort wo ich mich zu Hause fühle. Im Atelier fühle ich mich auch frei im Schaffen. Es ist ein Ort, an dem ich wirken und machen kann, ohne das Gefühl zu haben, noch etwas tun zu müssen. Der Abstand zur Stadt tut mir gut, das habe ich für mich gemerkt. Einfach für mich zu sein und in meiner eigenen Blase des Schaffens zu sein.

Trotzdem ist es für mich wichtig, unterwegs zu sein, mich inspirieren zu lassen und mich mit anderen DesignerInnen auszutauschen. Das versuche ich zu pflegen. In meinem kreativen Prozess geniesse ich es sehr, für mich allein zu sein. Oder auch Mal andere zu mir einzuladen, Kollaborationen zu machen, zu zweit, zu dritt oder zu viert im Team zu agieren.

Der Ort ist für mich zentral. Luzern zum Beispiel ist mein Zuhause, wo ich mich wohl fühle und wo ich auch meine Familie habe. Als Designerin bin ich trotzdem gerne unterwegs. Für mich ist beides wichtig, der Rückzug und die Exponiertheit.

 

Hast du ein Lieblings-Foulard?

Flavia: Ich habe mich ziemlich schnell in das kleine Schwarze verliebt. Es ist ein Ausschnitt aus einem Design. Ursprünglich stammt es aus dem blauen Amanzi Foulard. Dieses ist für mich persönlich relativ gross. Das kleine schwarze Amatye ist also ein Ausschnitt davon und natürlich anders eingefärbt, schwarz und beige. Für mich hat das Design etwas Verspieltes. Es gibt die Lebendigkeit der Reuss gut wieder. Und trotz der Verspieltheit ist es sehr schick.

 

 

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Ubomi Serie

Jedes Foulard erzählt eine eigene Geschichte. Diese Geschichte entspringt in Luzern. Inspiriert von der Flussströmung der Reuss und dem ruhigen Wasser des Vierwaldstättersees.